Seit dem 1. Januar 2022 ist Peter Badat (55) Chief Information Officer (CIO) bei der AZ Direct AG. Höchste Zeit ihm ein paar Fragen zu stellen. Zum Beispiel darüber, was ein CIO überhaupt tut. Welche spannenden Projekte anstehen. Und was Santorin damit zu tun hat, dass er seine Selbständigkeit zu unseren Gunsten aufgab. Aber erst einmal …
Nach der Fachmatura in St. Gallen begann ich 1984 meine Lehre als Betriebssekretär bei der damaligen PTT, der heutigen Schweizerischen Post. Ihr blieb ich auch nach dem Lehrabschluss treu und genoss eine Kaderausbildung mit Fokus auf die damaligen Verwaltungs-Berufe innerhalb des Postkonzerns. Dazu gehörten beispielsweise Poststellenleiter, Hauptkassenleiter in grösseren Post-Ämtern, diverse Funktionen in den damaligen Kreispostdirektionen und andere mehr.
Während dieser Zeit begann ich mich mit Informatik auseinanderzusetzen. Ich war a) auf Anhieb von diesem damals neuen und riesigen Tätigkeitsgebiet fasziniert und wusste b), dass sie meine berufliche Zukunft prägen würde. 1988 wechselte ich deshalb zur Swissair, wo ich erst eine Grundausbildung zum Informatiker erhielt und danach zum System-Controller ausgebildet wurde. Zwei Jahre später übernahm ich die Gruppenleitung-IT-Arbeitsvorbereitung bei der Schober Direktmarketing AG, wo ich ab 1996 die IT-Gesamtleitung inne hatte und Mitglied der Geschäftsleitung war.
Genau. Im Jahr 2000 gründeten mein Geschäftspartner Sascha Gassmann und ich die BG Informatik GmbH.
Damals gab es in der Schweiz drei Key Player für Direktmarketing-Adressdaten. Alle drei waren sowohl Adressanbieter als auch Anbieter von IT-Dienstleistungen für die Adressverarbeitung. Bei der BG Informatik haben wir bewusst die IT-Dienstleistungen vom Adresshandel getrennt. Das ermöglichte es uns, neutrale IT-Dienstleistungen rund um Adressen anzubieten – darunter Analysen, Adressmanagement und Managed Data Services.
2018 stiess ich auf Mandatsbasis zum Projekt «Santorin» der AZ Direct. Das Ziel von «Santorin» war der Neubau der Privatadressen-Datenbank «AZ Data World Consumer» inklusive komplettem Plattform- und Technologiewechsel. Das Projekt war für die AZ Direct enorm herausfordernd. Abgesehen von der Datenbank mussten auch alle internen und externen Prozesse mit sämtlichen Details umgestellt oder angepasst werden. Dazu gehörten zum Beispiel das Einspielen und Prüfen von Adressen, die Adresspflege, die Bereitstellung der Adressen für die Selektion über eine andere Plattform und unzählige weitere Puzzleteile.
Dank des engagierten Teamworks innerhalb der AZ Direct und zusammen mit unseren Kolleg:innen von Bertelsmann in Gütersloh brachten wir das Projekt trotz einiger Hindernisse zum erfolgreichen Abschluss. Heute läuft «Santorin» tadellos. Worüber ich mich für meine Teamkolleg:innen aber auch persönlich sehr freue.
Ja, sicher auch. Einerseits wusste ich dadurch bereits, mit welchen Menschen ich zusammenarbeiten werde – und vor allem, dass sowohl die Chemie als auch das Fachliche passen. Geschäftsführer Tobie Witzig und ich kennen uns schon lange und arbeiten seit Jahren zusammen. Jetzt freuen wir uns beide umso mehr, dass wir nun für dasselbe Unternehmen tätig sind. Ein weiterer überzeugender Punkt sind die die enormen Ressourcen innerhalb des Bertelsmann-Konzern, auf die die AZ Direct als Tochterunternehmen zugreifen kann. Weiter reizte es mich, nach 21 Jahren BG Informatik noch einmal etwas Neues zu wagen. Und das im sicheren Wissen, dass BG Informatik auch ohne mich in guten Händen ist.
Oh, eine ganze Menge! Wo soll ich anfangen?
Selbstverständlich die Sicherstellung der IT-Infrastruktur. Mit ihr steht und fällt bei uns alles. Das heisst, sie muss hochverfügbar, aktuell und sicher sein. Nächster Punkt ist das inhaltliche Weiterentwickeln und Optimieren unserer Datenbanken. Neben der AZ Data World Consumer, die ich erwähnt habe, gibt es ja auch noch die AZ Data World Business für Firmenadressen.
Weiter prüfe ich unsere IT-Dienstleistungen für unsere Kund:innen laufend daraufhin, ob sie marktkonform sind, den geltenden rechtlichen Bedingungen entsprechen und ob sie unseren hohen Qualitätsansprüchen genügen.
Als vierter Punkt ist mir persönlich wichtig, einen guten, abteilungsübergreifenden Dialog zu fördern. Dazu gehören unsere Kolleg:innen in Deutschland ebenso wie unser Verkauf, unsere IT und weitere Teams. Und zu guter Letzt plane ich unsere Ressourcen und priorisiere Projekte.
2022 investieren wir stark in den weiteren Ausbau der IT-Infrastruktur. Dazu gehören auch konzernweit verstärkte Sicherheitsmassnahmen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Modernisierung unserer Selektionsplattformen über die wir die Daten für unsere Kund:innen selektieren. Das wiederum legt die Basis für ein nächstes grösseres Projekt, das wir vermutlich gegen Ende des Jahres in Angriff nehmen werden: Das Ablösen unseres inzwischen zehnjährigen Webshops durch eine neue Lösung, die auf die heutigen Anforderungen an Usability, User-Experience und SEO optimiert ist.
Im Bereich Daten wollen wir unser Angebot für Multi-, respektive Cross Channel Marketing weiter ausbauen. Dank unterschiedlichster Datenbrücken erreichen unsere Kund:innen dadurch ihr Zielpublikum einheitlich über verschiedene Touchpoints. Zum Beispiel per Post, Telefon, E-Mail und Social Media. Aus meiner Sicht werden unsere Daten für unsere Kund:innen immer wichtiger und wertvoller – vor allem auch hinsichtlich der Cookieless Future.
Nein, nicht direkt. Jedes Unternehmen hat andere Ansprüche und Vorstellungen, was eine ‘Optimierung der Datenqualität’ überhaupt beinhalten soll.
Die erste Frage muss immer sein: Was ist das Ziel der Optimierung? Die Bereinigung des Inhalts eines CRM-Systems stellt gänzlich andere Anforderungen als die Optimierung von Adressen für einen Mailingversand. Und deshalb nur ein wichtiger Tipp: Niemals eine Marketingaktion mit einer Bestands-Datenbereinigung verbinden. Allein schon die Dublettenbereinigungsfrage führt zu zwei sehr unterschiedlichen Antworten. Im ersten Fall wird man in den allermeisten Fällen nur eine Person pro Haushalt anschreiben, im zweiten Fall ist man nur an reinen Personen-Dubletten interessiert.
Eigentlich habe ich gehofft, dieser Frage zu entgehen, da ich nicht besonders gern über mich rede. Deshalb mach ich’s kurz: Ich liebe …
… meine Lebenspartnerin und unsere gemeinsame 18-jährige Tochter;
… unsere beiden Hunde, ein griechischer Tierheim-Mischling und ein Hovawart;
… Bücher.
Herzlichen Dank für das Interview, Peter! Ich freue mich darauf, bei Gelegenheit über das eine oder andere Projekt zu berichten.